Das schönste Königreich der Welt…


…hat wohl die Weinkönigin. Sie ist die symbolische Herrscherin über 102.000 Hektar Rebfläche in 13 unterschiedlichen Anbaugebieten. Allerdings hat die deutsche Weinkönigin lediglich repräsentative Aufgaben und ihre Hauptaufgabe ist es, den deutschen Wein im In-und Ausland adäquat zu vertreten. So ergeht es ja derzeit vielen Monarchien in Europa,  deren Macht schwindet und schwindet.
1931 wurde das erste Mal, damals in der Pfalz, eine Weinkönigin gewählt. Lange Jahre lang war es dieses eine Weinanbaugebiet, welches nicht nur den Pfälzer Wein, sondern auch den deutschen Wein nach außen hin repräsentieren durfte. Erst seit 1950 wird die Weinkönigin aus der Mitte der jeweiligen Gebietsweinköniginnen bestimmt. Jedes Weinanbaugebiet wählt daher seine eigene Weinkönigin. Aus diesen 13 Majestäten wird jedes Jahr, meist in Neustadt an der Weinstraße, im September oder Oktober die eine deutsche Weinkönigin gewählt. 
Schriftzug am Neustädter Saalbau
Copyright by Wikipedia/Kallistratos

Dabei haben sich die Anforderungen und Wahlkriterien an die Weinköniginnen in den letzten Jahrzehnten gehörig geändert. Galt es zu Beginn, möglichst stark dem Inbegriff einer „Winzerstochter“ zu entsprechen (hübsch, brav, apfelbäckig, zupackend), so sind es heute vermehrt Wissen, Eloquenz und Schlagfertigkeit, die gefragt sind. In den Anfangsjahren mussten die Kandidatinnen einen Walzer tanzen können und eine Rede halten- dies allein reicht heute noch lange nicht. Die Anwärterinnen sollten Kenntnisse in Oenologie, Kellertechnik und Absatzwirtschaft vorweisen können. Auch ist ein familiärer Bezug zum Weinbau nicht mehr ausschlaggebend für eine Kandidatur. Auch ist es heute nicht mehr nötig, dass die Königin ledig, also unverheiratet und nicht geschieden, ist. Mindestens 18 Jahre muss sie jedoch sein bei ihrer Kandidatur. Da heutzutage nicht mehr nur inländische Weinfeste, Messen etc. auf dem straffen Programm der Königin stehen, sondern ebenso Auslandsreisen und internationale Empfänge, sollte die Weinkönigin ebenfalls Fremdsprachenkenntnisse sowie diplomatisches Geschick mitbringen. Die Wahl, welche jedes Jahr vom deutschen Weininsitut (DWI) im Rahmen des deutschen Weinlesefesttages veranstaltet wird, bekommt mittlerweile auch durch eine Übertragung im SWR Fernsehen mediale Aufmerksamkeit.
Am häufigsten kam die deutsche Weinkönigin bislang aus der Region Mosel (bis 2005 Mosel-Saar-Ruwer)sowie aus Franken und der Pfalz. Am seltensten vom Mittelrhein, der hessischen Bergstraße sowie Saale-Unstrut.  Hier wird deutlich, dass die Größe Des Weinanbaugebiet auch die Häufigkeit der Kandidatur beeinflussen kann. Die aktuelle Weinkönigin, Julia Bertram, stammt aus dem Weinbaugebiet Ahr. Manche der ehemaligen Weinköniginnen, wie z.B. Julia Klöckner, haben ihre Zeit als Majestät auch als Sprungbrett genutzt. Klöckner ist heute die Vorsitzende der CDU-Fraktion im Landtag Rheinland-Pfalz. 
Die deutsche Weinkönigin ist heute aus der deutschen Weinlandschaft nicht mehr wegzudenken und genießt auch im Ausland große Beliebtheit. Zum Glück sind die Landmädel-Zeiten vorbei und die heutigen Weinmajestäten sind Frauen mitten aus dem Leben, die außer Wein auch ihre Karriere im Auge haben.