Flaschenformen

Die Geschichte der Weinflasche ist fast so alt wie die des Weines. Das Ziel war es schon immer, Wein möglichst lange lagern zu können. Irgendwann musste der Wein „mobil“ werden, da er exportiert werden sollte bzw. von Land zu Land gefahren werden sollte. In den Holzfässern verdarb er auf den meist langen Transportwegen schnell. Oft wurde Wein auch in Schläuchen aus Tierhaut transportiert, eine Methode die, wie man sich gut vorstellen kann, dem Wein nicht immer gut getan hat. Im 17. Jahrhundert wurden Glasflaschen erfunden und das erste Mal für die Lagerung und den Transport von Wein genutzt. Im 18. Jahrhundert breitete sich diese Methode dann rasant aus und war nicht mehr weg zu denken.

Der Grund für Glas liegt auf der Hand: es ist gut zu reinigen, relativ leicht und chemisch neutral. Mit der Erfindung des Korkens, die etwa zur gleichen Zeit stattfand, war man noch einen Schritt weiter: der Wein oxidierte nicht mehr, man musste ihn nicht mehr extra zuckern oder verwässern, um ihn haltbar zu machen. Statt dessen stellte man schnell fest, dass manchen Weine sogar geschmacklich noch besser wurden, wenn sie einige Zeit in der verkorkten Flasche lagerten. Es war der Beginn von Wein, wie wir ihn bis heute kennen. Am Anfang wurde jede Flasche noch von Hand hergestellt, das Glas war schwarz. Erst nach und nach kamen auch braune und oliv-farbene Flaschen auf den Markt. Im 19. Jahrhundert wurden dann auch das erste Mal Siegel, welche die Hersteller oder die Adressaten der Weine kennzeichneten, verwendet. Dies war der Beginn der Etikettierung. Viele Regionen erschufen ihre eigene Flaschenform, mal mehr und mal weniger praktisch. Manche davon sind zum Glück heute noch erhalten und ihre Tradition wird gepflegt.



Formen in Deutschland


Die gängigsten Formen in Deutschland sind die Burgunderflasche, die Bordeaux Flasche sowie die Schlegelflasche. Die Burgunderflasche hat ihren Ursprung im Burgund und wird meistens, wie der Name schon sagt, für die weißen und roten Burgundersorten verwendet. Man erkennt sie an ihrem weiten Bauch. Die Bordeauxflasche ist die typische Rotweinflasche und ist wohl auch die „klassische“ Weinflasche. Sie hat einen gewölbten Boden, in dem sich eventuelle Trubteilchen oder Weinstein absetzten und nicht mit ausgegossen werden. Die Hoch – oder Schlegelflasche hat ihren Ursprung in Deutschland. Ihre flötenartige Form erinnert ein wenig an eine ganz lang gezogene Bordeauxflasche. Vorrangig wird und wurde sie für die typischen deutschen Rebsorten Riesling, Rieslaner oder Gewürztraminer benutzt. Mittlerweile wird sie jedoch in der ganzen Welt eingesetzt, meist für Riesling oder Dessertweine.

Dann gibt es natürlich auch noch die Champagner- bzw. Schaumweinflaschen. Diese dickwandigen, bauchigen Flaschen mit dem dicken Boden müssen einem immensen Druck standhalten. Champagnerflaschen sind meist aus dunklem Glas, da klares Glas die Weine schneller altern lässt. Je dunkler das Glas, desto länger hält sich der Wein in der Flasche.



Regionale Besonderheiten


Bocksbeutel sind die typischen Flaschen in der Region Franken. Die Form erinnert an eine plattgedrückte, am Körper getragene Flasche. Seit mehr als 250 Jahren wird diese Flaschenform für die besten Weine der Region verwendet. Ursprünglich war die Abfüllung in den Bocksbeutel wirklich nur den allerbesten Weinen eines Jahrganges vorbehalten, später durften jedoch auch andere Frankenweine eingefüllt werden. Heute wird der Bocksbeutel jedoch wieder für sehr hochwertige Weine verwendet. Bocksbeutelweine haben eine höhere Oechslegradzahl als normale Qualitätsweine und müssen bei der amtlichen Qualitätsweinprüfung mindestens mit der Note 2 abschneiden.


Die Rheingau Flöte ist eine besondere Form, meist aus grünem Glas, welche für Rieslinge aus dem Rheingau verwendet wird. Sie sind mit 35 cm deutliche höher als normale Weinflaschen. Besonders auffällig sind die Kanten am Flaschenhals.

Auch das kleine Anbaugebiet Sachsen hat seine eigene Flasche, die sogenannte Sachsenkeule. Diese spezielle grüne Flaschenform wurde einst zur Steigerung der Attraktivität von Sachsenwein verwendet. 1931 wurde sie im Staatsweingut Hoflößnitz das erste Mal präsentiert. Als die breite Anerkennung jedoch ausblieb und trotz wachsendem Stolz der Sachsen die Flaschenform sich nicht durchsetzen konnte (aufgrund der Keulenform keine praktische Lagerung möglich), verschwand diese Form nach und nach aus den Händlerregalen. Heute findet man sie nur noch sehr selten.