Weinbauregelungen

- oder: warum darf nicht überall einfach Wein angebaut werden?


Wir haben uns das schon oft gefragt: wieso darf nicht einfach jeder, der eine schöne Wiese in exponierter Lage hat, auf dieser Wein anbauen? Und warum gibt es selbst in den Gegenden, in welchen Weinbau betrieben wird, so starke Beschränkungen? Und zuletzt: wenn man es nun geschafft hat, ein Stück Land zu besitzen, auf dem man Wein anbauen darf, so darf man noch lange nicht jede beliebige Rebe dort pflanzen. Wir versuchen dieses trockene Thema verständlich zu machen.

In den 13 deutschen Anbaugebieten werden auf etwa 102.340 Hektar (Stand 2008) rund 10 Millionen Liter Wein erzeugt. Etwa 80.000 Winzer sind hierzulande im Haupt- oder Nebenerwerb dafür zuständig.




Die Weinbauregionen sind in Deutschland, so wie im Rest von Europa, meist historisch gewachsen. An Orten an denen die Römer lagerten musste Wein angebaut werden. Denn die Vorräte aus Rom wurden schnell knapp und Wein galt als Hauptnahrungsmittel. Auch in der Nähe von großen Klöstern und Abteien war der Anbau von Reben unerlässlich, um die Mengen an Messwein und für den Adel bei Hofe beschaffen zu können. Viel Land gehörte damals der Kirche oder dem Adel. Diese kauften sich dies untereinander ab oder schenkten es sich. Manchen Flächen wurden der Bevölkerung abgekauft, und manchmal einfach abgenommen. Viele Kaiser, Bischöfe und andere Herrscher regelten lange Zeiten die Weinbau treibenden Gebiete. 


Im 16. Jahrhundert führte der „Bauernkrieg“ dazu, dass vielerorts Not und Hunger wuchsen. Unter dem Druck der Bevölkerung und durch die vermehrten Importe von Wein aus Frankreich, sahen sich viele Winzer gezwungen, ihre Weinberge in normale Äcker umzuwandeln, um Nahrungsmittel anbauen zu können. Nach den harten Kriegen lag der Weinbau quasi brach. Die Weine welche erzeugt wurden fanden nur schweren Absatz. 

So kam es, dass der letzte Erzbischof und Kurfürst von Trier, Clemens Wenzeslaus von Sachsen, dafür sorgte, dass qualitätsverbessernde Maßnahmen eingeführt wurden. So legte er einige Richtlinien fest, welche sich auf die Reberziehung bezogen, es legte fest, was ein guter Boden für den Weinbau sei und er regte auch die vermehrte Anpflanzung von Rieslingreben an. Dies war die Rebsorte, welche in seinen Augen den besten Wein lieferte. Lokale Gremien zogen in der Region Mosel fortan von Hof zu Hof, um die Reben und den Wein zu inspizieren. Dies war quasi Deutschlands erste Qualitätsweinprüfung.

Nach der französischen Revolution wurden die Weinbaugebiete links des Rheines von den Franzosen annektiert und die feudalen Besitzverhältnisse aufgelöst. Die Weinberge wurden an die Bauern zurück gegeben. Diese waren teilweise mit dem spontanen Zugewinn etwas überfordert, und so gelang der Weinausbau in den ersten Jahren nur mäßig. Nachdem dann auch noch 2 Sommer kalt und regnerisch waren, gab es die Innovation: mit Hilfe von zugesetztem Wasser und Zucker konnte man die Säure in den Griff bekommen und dem Wein mehr Fülle und Trinkfreude verpassen. Das sog. Gallisieren führte dazu, dass die Winzer ihre Weine wieder unter die Leute bringen konnten. Aber trotzdem wurde der Weinbau noch immer durch Grenzen, hohe Zölle und Vorschriften behindert. Viele Winzer wanderten aus Angst vor der Verarmung aus. Manche schlossen sich jedoch auch Zusammen, konnten sich so gegenseitig unterstützen und bildeten so die ersten Winzergenossenschaften.

Offensichtlich sind die Weinbauregionen noch immer allesamt in der Nähe von Flüssen. Dies ist auf das spezielle Mikroklima, also das Zusammenspiel von Boden, Klima und Sonneneinstrahlung zurück zu führen. Die Flusstäler sorgen zum einen für die nötige Bewässerung der Böden, zum anderen spiegelt das Wasser allerdings auch die Sonne und sorgt so für mehr Wärme. Auch die oft hohen Hänge an den Seiten der Flüsse lassen sich für den Weinbau prima nutzen. So ist beispielsweise der Steilhanganbau an der Mosel quasi ein Wahrzeichen deutscher Winzerszunft. Kaum eine andere Landwirtschaft wäre hier, an den kargen, steilen Hängen möglich. Die robusten und flexiblen Reben passen sich jedoch perfekt an die Böden und Bedingungen an. Nur die Ernte und die Pflege der Reben ist für den Winzer harte Arbeit. Es macht also vielerorts einfach keinen Sinn, Wein anzubauen, da weder die nötige Sonneneinstrahlung erreicht wird noch die Böden die Richtige Zusammensetzung haben. Mit der vieldiskutierten Klimaerwärmung kann es allerdings doch sein, dass es bald schon auch in nördlichen Gebieten Deutschland Weinberge gibt. Es gibt jetzt schon einen Weinberg auf Sylt. Dieser wurde allerdings eher als Test und als Marketingmaßnahme eine bekannten Rheingauer Winzers angelegt.

Wenn man heute neue Rebflächen bestocken will, so muss man harte Auflagen erfüllen. Der Boden muss genauestens untersucht werden, die möglichen Reben müssen in der jeweiligen Region zugelassen sein. Die „passenden“ Reben für die jeweiligen Regionen wurden jahrelang erforscht. Jede Rebsorten hat andere Beschaffenheit. So gedeih die eine besser auf Kalksteinen, die andere besser auf Sand. Die eine benötigt viel Sonne, die andere reift früh. Hier die perfekte Partnerschaft zwischen Boden und Rebe zu finden ist große Kunst. Hat man sich dann einmal für eine Kombination entschieden, darf diese jedoch auch nur nach bestimmten Bedingungen angepflanzt werden. Auch die Behandlungsmittel, z.B. für die Schädlingsbekämpfung, sind streng vorgeschrieben. 


Diese Regelungen, festgehalten im deutschen Weinrecht, dienen jedoch heute nicht  der Schikane, sondern sind ganz klar darauf ausgerichtet, die Qualität deutscher Weine hoch zu halten. Eine ganze Reihe von regeln, die es den Winzern nicht immer leicht macht. Dafür ist Deutscher Wein allerdings auch bis heute fast frei von Skandalen und gilt auf der ganzen Welt als Wein von hoher Qualität.