Wein vom Discounter- ja der nein?

Wohl fast jeder von uns kauft einige seiner Anziehsachen bei einem großen schwedischen Modedesigner, wir kaufen unsere Möbel bei einem ebenfalls aus Schweden stammenden Einrichtungshaus. Und selbst unsere Lebensmittel kaufen wir oftmals beim Discounter um die Ecke. Kann man dort auch getrost seinen Wein kaufen?

Man kann, dies bestätigen unabhängige Test immer wieder. Die Weine beim Discounter schmecken in Weiß meist frisch und fruchtig, die Roten sind rund und gefällig. Das Preisniveau liegt meist unter 3 Euro, was so ziemlich dem entspricht, was der durchschnittliche deutsche Konsument bereit ist, für seinen Wein zu zahlen. Mehr als 5€ gibt der Deutsche nämlich nur ungern für eine Flasche Wein aus. Und was er da in den Regalen der Discounter vorfindet, ist recht passabel. Gemacht für den direkten Genuss, nicht zum lange lagern. Man muss sich nicht von schlauen Weinfachverkäufern belehren lassen sondern findet schnell und einfach dass, was einem schon immer gut geschmeckt hat: Weißwein aus der Pfalz und ein Roter aus Spanien.

Das ist die eine Seite der Medaille. Auf der anderen stehen jedoch eine ganze Menge negativer Aspekte, die einen Moment, über seinen eigenen Konsum nachzudenken, lohnen. Immer höher wird der Anteil an deutschen Weinen, die beim Discounter, naja, verramscht werden. Waren es bis vor ein paar Jahren größtenteils ausländische Weine, welche für ein paar Euro in den Verkauf gingen, so sind es heut immer öfters auch deutsche Weine. Die ausländischen Massenweine stammen zumeist aus großen, industriell angelegten Rebflächen, wo sie von Maschinen "gepflegt" werden und mit Hilfe von Chemie fitgespritzt werden. Die anonymen Weine gehen ohne jeden Charakter in den Verkauf. Den Kunden schien dieser Hintergrund der Weine eher wenig zu interessieren. Würde man Flasche, Etikett und Verschluss vom Verkaufspreis abziehen, man würde sich wundern, wie wenige Cent nur noch für den eigentlichen Wein übrig blieben.

Die Natur leidet
Die Monokulturen, auf welchen die Reben auch in Deutschland wachsen, werden für diese billigen Massenabfüllungen intensiv bearbeitet und mit einer Vielzahl von Düngemitteln, Pflanzenschutzmitteln sowie Mitteln gegen Pilzbefall etc. behandelt. Die Chemikalien gelangen natürlich auch ins Grundwasser und schaden somit auch anderen Lebewesen und somit am Ende wieder uns. Auch bei der Ernte kommt es eher auf die Masse und die Effektivität an. Bei der maschinellen Lese geraten recht schnell kranke oder unreife Trauben mit in die Pressen. Die individuelle Pflege und Ernte per Hand würde viel zu viel Kosten. Im Keller wird ebenfalls auf Technisierung und Behandlungsmittel gesetzt, um möglichst konforme und geschmacklich angepasste Weine zu kreieren. Kostenoptimierung ist hier das Zauberwort. 

Der Mensch aber auch
Alles was wir der Natur antun, wird irgendwann irgendwie auf uns zurück kommen. Aber auch direkt im Weinbau werden oft die Arbeiter ausgebeutet, durch niedrige Löhne und miese Arbeitsbedingungen. 
Was fehlt, ist ein Bewusstsein für Qualität und Werte beim Verbraucher. Dieses scheint jedoch grade in der letzten Zeit mehr und mehr zu wachsen und in Folge von Lebensmittelskandalen, Stichwort Pferdefleisch, Dioxin und Co, ausgeprägter zu werden. 

Die Qualität eines Weines kann man natürlich nicht ausschliesslich am Preis festmachen. Die meisten deutschen Winzer haben auch eine preisgünstige Weinlinie mit Weinen für etwa 5€ im Angebot. Was jedoch zählt ist die wirklich harte Arbeit, die Liebe und Hingabe zu den Reben und der Charakter, den der Wein dadurch erhält. Winzerweine sind keine uniformen alkoholhaltigen Getränke, sondern erzählen uns eine Geschichte. Die Geschichte der Winzer, die Geschichte eines Jahres mit all seinen Wettern und die Geschichte einer Region. 
Es lohnt sich seine Weine auch mal außerhab des Discounterregals zu kaufen, dem eigenen Geschmacksnerven zu liebe, den deutschen Winzer und der Natur wegen.